Studienstelle Ostdeutsche Genealogie
(insbes. Pommern und Pommerellen)
der Forschungsstelle Ostmitteleuropa an der Universität Dortmund

Leiter:
Klaus-Dieter Kreplin, zum Nordhang 5, D-58313 Herdecke
E-mail: kdkreplin@studienstelleog.de

Auskunft Westpreußenkartei:
Hans-Jürgen Kappel, Wollmeine 4a, D-59519 Möhnesee
E-mail: hjkappel@t-online.de


Bibliographie und Bestandsnachweis Pommerscher und Ostbrandenburgischer Zeitungen

Klaus-Dieter Kreplin

Studienstelle Ostdeutsche Genealogie der Forschungsstelle Ostmitteleuropa an der Universität Dortmund

In Kooperation mit dem Institut für Zeitungsforschung der Stadt Dortmund wurde 1997 innerhalb des Projektes "Bibliographie und Bestandsnachweis deutscher Zeitungen" die Bearbeitung der Bereiche Pommern und Ostbrandenburg übernommen. Ziel dieses Teilprojektes ist es, den heutigen Bestand pommerscher und ostbrandenburgischer Zeitungen zu erfassen, daneben zudem soweit wie möglich auch weitergehende bibliographische Angaben zu sammeln. Ein erstes Zwischenergebnis ist für 1999 ins Auge gefaßt. Es erfolgt dabei nicht eine Beschränkung auf Zeitungen im engeren Sinne, sondern es werden auch z.B. staatliche und kirchliche Amtsblätter mit erfaßt. Es sollen dabei sämtliche noch erhaltenen Bestände erfaßt werden, also nicht nur die in den Bibliotheken und größeren Archiven, sondern auch Bestände in kleineren Archiven und Museen, aber auch in Heimatstuben und in Privatbesitz.

Vorarbeiten

Das Projekt baut auf älteren Vorarbeiten auf. So hat der Bearbeiter bereits während seiner Studienzeit in Berlin Anfang der 70er Jahre - auf der Suche nach familien- und ortsgeschichtlich auswertbaren pommerschen Materialien - die seinerzeit in Westberlin verfügbaren Zeitungsbestände erfaßt und teilweise hinsichtlich der regionalen Fragestellungen überprüft und ausgewertet. (Dabei konnten bereits damals aufgrund der speziellen Ortskenntnis verschiedentlich Katalog der Berliner Staatsbibliothek ergänzt, teils korrigiert werden.) Gerade auch weniger bekannte Bestände, so die des Deutschlandhauses und des Kammergerichtes, konnten im einzelnen geprüft werden. Ein besonderes Augenmerk wurde dabei auf die Heimatbeilagen gelegt, in denen in großem Umfang ortsgeschichtliches Material veröffentlicht war und die ursprünglich der Ausgangspunkt der Beschäftigung mit den Zeitungen waren.

Später wurde die Bestandsaufnahme auf andere Bibliotheken und auch auf Zeitungen allgemein ausgedehnt, weiter mit Schwerpunkt Pommern unter Einbeziehung der in den dreißiger Jahren dieses Jahrhunderts in Pommern eingemeindeten Kreise, die früher zur Neumark und zur Grenzmark Posen-Westpreußen gehörten. In diesem Zusammenhang wurden auch die entsprechenden Karteikarten aus dem "Bestandsnachweis der deutschsprachigen Presse" in der Universitätsbibliothek Bremen kopiert, die in den 60er Jahren unter der Leitung von Dr. Hagelweide angelegt und teilweise durch spätere Nachträge ergänzt wurde.

Als 1991 die Möglichkeit bestand, über die Stadt Lünen ABM-Mittel für die Weiterarbeit zu bekommen, wurde in einem Kooperationsprojekt eine ABM-Stelle für 2 Jahre beantragt und auch bewilligt. In den Jahren 1991-93 wurde die bisher relativ ungeordnete Materialsammlung aufgearbeitet und systematisiert. Ergebnis dieser ersten Projekt-Phase war eine Reihe von Ordnern, in denen die Zeitungsangaben nach Verlagsorten und darin alphabetisch nach Zeitungstiteln (bezogen auf die Ersterscheinung) geordnet waren, jeweils mit den Bibliographischen Angaben von Wehrmann und den in Bremen gemeldeten Beständen in Kopie, ergänzt um Auszüge aus einschlägigen gedruckten Bestandsverzeichnissen und selbst ermittelte Angaben. Zudem war es möglich, das Bestandsverzeichnis ausländischer Zeitschriften der Stettiner Wojewodschafts- und Stadtbibliothek (WiMBP, der früheren Stettiner Stadtbibliothek) zu beschaffen, das ebenfalls eingearbeitet wurde. Damit waren beim Auslaufen der ABM-Stelle die wichtigsten Bestände an Pommerschen Zeitungen erfaßt (UB Greifswald, Staatsbibliothek Berlin mit dem Teil im damaligen Westberlin, Zeitungsmuseum Aachen über die Angaben im Bremer Katalog), wenn auch nicht unbedingt auf dem aktuellen Stand.

In diesem Zeitraum wurde zudem mit der EDV.-Erfassung begonnen, und zwar zunächst in Form einer bibliographischen Titelerfassung auf der Grundlage der Angaben von Wehrmann. Bei der Systematik konnte dankenswerter Weise auf Ratschläge von Herr Dr. Hagelweide zurückgegriffen werden. Die Einarbeitung der Bestandsnachweise konnte nicht mehr erfolgen.

Nach dem Abschluß der ABM-Maßnahme wurden hauptsächlich an der Erschließung weiterer Bestände gearbeitet. Entsprechende Kontakte wurden u.a. mit der Stiftung Pommern in Kiel, der Ostsee-Akademie in Travemünde, dem Herder-Institut in Marburg (Depositum der Gesellschaft für Pommersche Geschichte, Altertumskunde und Kunst, das nicht im gedruckten Bestandskatalog enthalten ist) und der Danziger Stadtbibliothek aufgenommen. Ferner wurden weitere relevante Publikationen beschafft, so das Verzeichnis von Gittig, das neben der Berliner Staatsbibliothek auch die Bestände der vorpommerschen Bibliotheken, Archive und Museen verzeichnet und die bisherigen Angaben in hervorragender Weise ergänzt (wobei von ihm ebenfalls hauptsächlich Angaben aus den Katalogen übernommen wurden, ohne zusätzliche Autopsie).

Das aktuelle Projekt

1997 konnte über die Kooperation mit dem Institut für Zeitungsforschung der Stadt Dortmund eine zweite Phase der Bearbeitung begonnen werden. Hier stehen Reisemittel des Bundesinnenministeriums zur Verfügung, so daß die Möglichkeit besteht, Bestände vor Ort zu überprüfen, soweit das im Rahmen der zeitlichen Möglichkeiten machbar ist. Zurückgegriffen werden kann dabei auch auf die in Dortmund vorliegende, von Herrn Pankratz durchgeführte Teil-Autopsie der Bestände der Universität Greifswald. Zudem sollen die Rückführungen aus dem zu DDR-Zeiten angelegten zentralen Sondermagazin für Bestände der NS-Ära ab 1933 und die Angaben der Zeitschriftendatenbank eingearbeitet werden.

In einer ersten Reise nach Berlin im Februar 1998 konnten bereits weitere Ergänzungen aus Berliner Beständen und bisher nicht erfaßte Bibliotheken berücksichtigt werden (z.B. das Bundesverwaltungsgericht) bzw. entsprechende Kontakte geknüpft werden (z.B. zur Humboldt-Universität). Weitere Reisen sind im Frühjahr 1997 geplant nach Greifswald und Vorpommern, eventuell verbunden mit einem Besuch in Stettin (WiMBP, Staatsarchiv, Pommersches Museum), ferner zu einem späteren Zeitpunkt Reisen nach Aachen, erneut Berlin und nach Polen zu den Beständen in weiteren Museen und Archiven. Die ebenfalls zu erfassenden Bestände der ostdeutschen und pommerschen Heimatstuben werden in der Regel nur durch eigene Prüfungen genauer zu erfassen sein, da selten ausreichende Verzeichnisse existieren.

Derzeit besteht die Hauptarbeit darin, die bisher vorhandenen Angaben in einem einheitlichen Schema mittels der EDV zusammenfassen, einschließlich der Angaben von Wehrmann, Gittig und denen der Zeitschriftendatenbank. Dieses wird primär angelehnt an das für das Gesamtprojekt entworfene und auch in den anderen Teilprojekten verwendete Schema durchgeführt. Für darüber hinausgehende bibliographische Angabenn werden Erweiterungen hinzugefügt. Dabei wird soweit wie möglich der Aufbau der Zeitschriftendatenbank (ZDB) bzw. des Zeitschriftenerfassungsschemas ZETA berücksichtigt, entsprechende Kontakte wurden im Februar geknüpft. Sowohl die Diskussion mit deren Bearbeitern vor Ort in Berlin als auch eine erste Überprüfung der Angaben in der ZDB, die bisher vorliegen, zeigten, daß auch hierfür Ergänzungen und Modifikationen notwendig sind. Hier kommen dem Bearbeiter seine langjährigen Erfahrungen als Datenbankfachmann, ferner die Ergebnisse des Aufbaus von historischen Ortdatenbanken Pommerns zugute.

Regionale Besonderheiten

Durch die Erweiterung des Bearbeitungsgebietes auf Ostbrandenburg ist der Blick auch auf ein anders orientiertes historisches Gebiet und eine andere bibliographische Erfassung zu richten. Zur Zeit wird geprüft, ob das Projekt nicht sinnvollerweise auf die Neumark beschränkt wird und die Lausitz dann später zusammen mit Schlesien oder eventuell Sachsen zu bearbeiten ist. Andererseits wird Pommern als Gesamtheit bearbeitet, was sich aber für Brandenburg mit Berlin aus verständlichen Gründen verbietet.

Während durch Wehrmanns Veröffentlichung der Pommersche Raum hervorragend bibliographisch erschlossen ist und im wesentlichen Ergänzungen für die neuere Zeit bedarf (und, wie sich gezeigt hat, in Einzelfällen auch durch die Aachener Bestände zu ergänzen ist), so liegt für die Neumark und die Lausitz keine vergleichbare Zeitungsibliographie vor, ebenso nicht für Brandenburg insgesamt.. Hier haben die Bestandsübersichten von Gittig bzw. Gittig und Höfig eine erste Übersicht verschafft. Die Auswertung der verschiedenen gedruckten brandenburgischen Bibliographien steht noch aus. Insgesamt kann das Projekt eine derartige Bibliographie nicht erstellen, so daß für Ostbrandenburg bzw. die Neumark im wesentlichen die Beschränkung auf eine Beständeübersicht erfolgt.

Die Bestände der beiden Untersuchungsgebiete verteilen sich, soweit bisher erkennbar, bei Pommern im wesentlichen auf die Universität Greifswald (geschätzt auf Grund der bisherigen Übersicht ca. 70 %) und die Staatsbibliothek zu Berlin, für die Neumark auf die Staatsbibliothek zu Berlin und die Bestände in Potsdam. Für die Lausitz liegen beim Bearbeiter bisher keine Angaben vor. Die restlichen Bestände sind sehr verteilt, wobei für Vorpommern durch die Archive der größeren Städte umfangreichere regionale Bestände vorhanden sind.

Für die verschiedenen Lagerorte konnten - teils ehrenamtliche - Mitarbeiter und Kooperationspartner gefunden werden bzw. sind entsprechende Kontakte geknüpft worden. In Greifswald haben die Historiker ebenso wie die Universitätsbibliothek Interesse an einer Kooperation gezeigt. Mit Mitarbeitern im Staatsarchiv Stettin und im Brandenburgischen Landeshauptarchiv wurde eine Kooperation vereinbart, desgleichen bestehen Kontakte zum Staatsarchiv in Landsberg (Gorzów Wielkopolski). Ebenfalls zur Mitarbeit bereit erklärt hat sich eine Reihe von Heimatkreisbearbeitern der hinterpommerschen Heimatkreise. Das ist insofern besonders wertvoll, da hier Regionalkenntnisse auch über die letzte Zeit vor 1945 vorliegen, so daß hierdurch die Kenntnislücken für die Kriegsjahre geschlossen werden könne, für die in den großen Bibliotheken kaum Bestände vorhanden sind, dafür aber teilweise zumindest Einzelexemplare in den Heimatstuben.

Wenn es eines der Ziel des Gesamtprojektes ist, die Bestände zu verzeichnen, um dann durch Verfilmung soweit wie möglich eine Gesamtarchivierung unter Füllung der Einzellücken zu erreichen, so zeigt sich immer wieder, daß Bestände - an nicht exponierter Stelle und in Privatbesitz - zu Schaden kommen oder in Verlust geraten. Gerade bei kleinen und seltenen Vorkommen konnten im Verlaufe der Recherche bereits Einzelbestände für eine Verfilmung im Institut für Zeitungsforschung entliehen werden (z.B. der erste Jahrgang 1926/27 der "Blätter für Heimatpflege im Kreise Bütow", Beilage zum "Bütower Anzeiger"), so daß damit zugleich ein Beitrag der Archivierung ostdeutschen Kulturgutes geleistet wird.



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